
Montessori-Pädagogik und ihre Grenzen
Wann und warum achtsame Grenzsetzung wichtig ist
In der Montessori-Pädagogik begleiten wir täglich Kinder mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen. Jedes Kind bringt seine eigene Geschichte, seine Stärken und Herausforderungen mit – egal, ob es in der Kleinkindgruppe, im Kinderhaus oder in der Schule ist.
Hilfreiche Einschätzungen für individuelle Bedürfnisse als Wegweiser, nicht als Definition
Immer wieder begegnen wir Kindern, die mit Begriffen wie Hochbegabung, Legasthenie, Dyskalkulie, ADHS, Autismus, Verhaltensauffälligkeiten, Hyperaktivität, Impulskontrollstörung, emotionale Störungen, Wahrnehmungsstörungen oder Konzentrationsstörungen uvm. beschrieben werden – die Liste ist lang und vielfältig.

Es ist gut, dass es diese fachlichen Einschätzungen gibt, da sie Eltern und Pädagog*innen helfen können, die Bedürfnisse eines Kindes – sei es bei Verhaltensweisen oder körperlichen Einschränkungen – besser zu verstehen und gezielt darauf einzugehen.
Zusätzlich zu diesen Labels kann es auch Vorerkrankungen geben, die die Situation verkomplizieren.
Manche Kinder haben gesundheitliche Probleme oder emotionale Belastungen, die ihre Fähigkeit beeinträchtigen und die ihre Teilnahme in der Montessori-Umgebung herausfordernder gestalten.
In der Montessori-Pädagogik jedoch bemühen wir uns, das Kind nicht auf Labels und Vorerkrankungen zu reduzieren, denn sie sind ein Teil der Geschichte des Kindes, aber sie definieren das Kind nicht.
Wir sehen immer das ganze Kind und versuchen, ihm bestmöglich gerecht zu werden.
Jedes Kind verdient es, in seiner Gesamtheit gesehen zu werden – unabhängig von einer Diagnose – so wie es ist, genau in diesem Moment.

Die Realität: Jedes Kind hat seine eigenen Stärken und Schwächen
Einer der wichtigsten Grundsätze der Montessori-Pädagogik ist es, das Kind als einzigartiges Individuum zu betrachten.
Manche Kinder glänzen in akademischen Fächern, erfassen komplexe Zusammenhänge schnell oder zeigen großes Interesse an wissenschaftlichen Themen. Andere hingegen blühen in sozialen Interaktionen auf, sind äußerst empathisch, unterstützen ihr Umfeld und haben eine natürliche Führungskompetenz. Wieder andere zeigen ihre Stärken in kreativen Projekten, in denen sie ihre Vorstellungskraft und ihr handwerkliches Geschick entfalten können.
Doch genauso wie jedes Kind seine Stärken hat, gibt es auch Bereiche, in denen es Unterstützung benötigt. Einige Kinder benötigen Hilfe in ihrer emotionalen oder sozialen Entwicklung, andere haben Schwierigkeiten, ihre Impulse zu kontrollieren oder sich über längere Zeiträume zu konzentrieren. Solche Schwächen sind keine Defizite, sondern einfach Teil der individuellen Entwicklung des Kindes – sie bieten Gelegenheiten zum Wachsen und Lernen.

Die Realität: Jedes Kind hat seine eigenen Stärken und Schwächen
Einer der wichtigsten Grundsätze der Montessori-Pädagogik ist es, das Kind als einzigartiges Individuum zu betrachten.
Manche Kinder glänzen in akademischen Fächern, erfassen komplexe Zusammenhänge schnell oder zeigen großes Interesse an wissenschaftlichen Themen. Andere hingegen blühen in sozialen Interaktionen auf, sind äußerst empathisch, unterstützen ihr Umfeld und haben eine natürliche Führungskompetenz. Wieder andere zeigen ihre Stärken in kreativen Projekten, in denen sie ihre Vorstellungskraft und ihr handwerkliches Geschick entfalten können.
Doch genauso wie jedes Kind seine Stärken hat, gibt es auch Bereiche, in denen es Unterstützung benötigt. Einige Kinder benötigen Hilfe in ihrer emotionalen oder sozialen Entwicklung, andere haben Schwierigkeiten, ihre Impulse zu kontrollieren oder sich über längere Zeiträume zu konzentrieren. Solche Schwächen sind keine Defizite, sondern einfach Teil der individuellen Entwicklung des Kindes – sie bieten Gelegenheiten zum Wachsen und Lernen.
Montessori als Chance für vielfältige Lernwege
Gerade die Montessori-Pädagogik bietet Kindern mit unterschiedlichen Lern- und Entwicklungsbedürfnissen wertvolle Möglichkeiten.
Durch den individuellen Lernrhythmus, die vorbereitete Umgebung und das Montessori-Material können Kinder in ihrem eigenen Tempo lernen und ihre Stärken entfalten.
- ◆ Kinder mit Spezialinteressen finden bei Montessori eine Umgebung, die ihr Potenzial nicht begrenzt, sondern fördert.
- ◆ Kinder mit Schwierigkeiten in klassischen Schulstrukturen profitieren von bewegungsfreundlichem Lernen, klaren Routinen und der Möglichkeit, sich ohne ständigen Druck auf eine Aufgabe zu konzentrieren.
- ◆ Durch das Prinzip der Eigenverantwortung lernen Kinder schrittweise, ihre Selbstregulation zu verbessern – mit gezielter Unterstützung, wenn nötig.
Diese Flexibilität in der Montessori-Pädagogik ist also nicht nur eine Herausforderung, sondern auch immer eine große Chance für Kinder mit ihren individuellen Bedürfnissen.
Entscheidend ist, dass die Umgebung und die Begleitung entsprechend angepasst werden.
Es geht immer darum, den Kindern den Raum zu geben, ihre Stärken zu entfalten und an ihren Schwächen zu arbeiten, ohne sie durch die Brille eines Labels oder einer Diagnose zu sehen.
Unser Ziel ist es, jedem Kind die Möglichkeit zu geben, sich auf vielfältige Weise zu entwickeln.
Doch wir müssen auch anerkennen, dass es Momente gibt, in denen unsere pädagogischen Mittel und Kapazitäten begrenzt sind.
Es gibt Situationen, in denen wir nicht die Werkzeuge oder die intensive Unterstützung bieten können, die ein Kind braucht, um seine Herausforderungen zu bewältigen.
Wann Montessori mehr Unterstützung erfordert und wo ihre Grenzen liegen
Als Pädagog*innen tragen wir die Verantwortung für eine ganze Gruppe von unterschiedlichen Kindern. Es gibt jedoch Situationen, in denen die individuellen Bedürfnisse eines Kindes mehr Unterstützung erfordern, als wir ihnen innerhalb des Montessori-Systems bieten können. Unabhängig von einer Diagnose oder Vorerkrankung müssen wir in diesen Momenten nicht nur das einzelne Kind im Blick haben, sondern auch die Dynamik und das Wohl der gesamten Gruppe.

Manchmal kommen wir als Pädagog*innen an einen Punkt, an dem unsere Methode, so wertvoll und durchdacht sie auch ist, nicht ausreicht, um den speziellen Bedürfnissen eines Kindes gerecht zu werden, ohne dabei die Balance in der Gruppe zu gefährden. In solchen Situationen ist es entscheidend, ehrlich zu sich selbst und den Eltern zu sein und offen zu kommunizieren.
Das Erkennen und Setzen von klaren Grenzen ist kein Zeichen von Versagen, sondern ein verantwortungsvoller Schritt, um das Wohl sowohl des einzelnen Kindes als auch der gesamten Gruppe zu gewährleisten. Diese Grenzen helfen dabei, die pädagogischen Möglichkeiten richtig einzuschätzen und sicherzustellen, dass das Kind die zusätzliche Unterstützung bekommt, die es benötigt – sei es durch intensivere Begleitung, therapeutische Maßnahmen, spezifische pädagogische Ansätze oder was auch immer im Einzelfall notwendig ist. Diese Maßnahmen helfen, das Kind individuell zu fördern und gleichzeitig die Gruppendynamik zu wahren.
Wie du siehst, die Arbeit als Montessori-Pädagog*in ist herausfordernd, weil sie wirklich viel Feingefühl verlangt, sowohl das individuelle Kind zu fördern als auch die Dynamik der gesamten Gruppe im Blick zu behalten.
Verschiedene Bedürfnisse – verschiedene Ansätze
Ein Kind braucht manchmal mehr als Freiheit:
Während Montessori großen Wert auf freie Wahl und Selbstbestimmung legt, gibt es manchmal Kinder, die mehr Struktur und engere Begleitung benötigen.
Kinder, die Schwierigkeiten haben, sich selbst zu organisieren oder ihre Impulse zu kontrollieren, können überfordert sein, wenn sie zu viel Freiheit haben.
In diesen Fällen ist es unsere Aufgabe, diese Kinder gezielt zu unterstützen – oder klar zu erkennen, dass externe therapeutische oder pädagogische Hilfe notwendig ist.
➝ Den individuellen Bedürfnissen eines Kindes achtsam zu begegnen und die passende Unterstützung zu bieten, das ist Montessori.
Zeit und Flexibilität für individuelle Entwicklung:
In der Montessori-Pädagogik wissen wir, dass jedes Kind sich in seinem eigenen Tempo entwickelt.
Während manche Kinder schneller voranschreiten, benötigen andere mehr Zeit oder gezielte Unterstützung, um ihr Potenzial zu entfalten.
Unsere Rolle als Pädagog*innen besteht darin, geduldig zu beobachten und anzuerkennen, dass ein Kind nicht nur Zeit, sondern manchmal auch zusätzliche Unterstützung oder andere Ansätze benötigt.
Die Flexibilität, sich auf diese individuellen Bedürfnisse einzustellen, und die Offenheit, andere Wege zu gehen, sind entscheidend.
➝ Sich darauf einzulassen, was ein Kind individuell für seine Entwicklung braucht – das ist Montessori.
Die Dynamik der Gruppe darf nicht leiden:
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gemeinschaft in der Montessori-Gruppe.
In einer Montessori-Umgebung sollen Kinder in einer harmonischen „Friedensgemeinschaft“ arbeiten.
Doch wenn das Verhalten eines Kindes diese Gemeinschaft dauerhaft stört, sei es durch Impulsivität, Unruhe oder Aggression, müssen wir als Pädagog*innen eingreifen.
Nicht nur das individuelle Kind ist wichtig, sondern auch das Wohl der gesamten Gruppe.
➝ Die Balance zwischen Individualität und Gemeinschaft zu wahren – das ist Montessori.
Pädagog*innen haben auch ihre Grenzen:
Als Montessori-Pädagog*in ist es eine Herausforderung, jedem Kind gerecht zu werden.
Wir möchten die beste Unterstützung für jedes Kind bieten, doch auch wir haben unsere Grenzen.
Wenn ein Kind so viel Aufmerksamkeit benötigt, dass andere Kinder in der Gruppe darunter leiden, ist es an der Zeit, Unterstützung zu suchen.
Es ist kein Zeichen von Versagen, sondern von Verantwortungsbewusstsein, wenn wir erkennen, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem das Kind mehr Unterstützung braucht, als wir ihm geben können.
➝ Zu erkennen, wann Unterstützung von außen notwendig ist – das ist Montessori.
Verantwortungsvolle Begleitung
In der Arbeit mit Kindern gibt es Situationen, in denen wir als Pädagog*innen erkennen, dass wir an unsere Grenzen stoßen – sei es aufgrund der individuellen Bedürfnisse des Kindes, der Dynamik in der Gruppe oder unserer eigenen Möglichkeiten. In solchen Momenten ist es wichtig, verantwortungsbewusst zu handeln und den Fokus auf das Wohl des einzelnen Kindes sowie auf die gesamte Gruppe zu legen.

Um in diesen herausfordernden Situationen achtsam und bedacht vorzugehen, können folgende Ansätze helfen:
Offenes Gespräch mit den Eltern:
Der Austausch mit den Eltern ist ein wesentlicher erster Schritt. Offene und ehrliche Kommunikation über Beobachtungen und Herausforderungen ermöglicht es, Wege zu finden, die das Kind optimal unterstützen. Es kann vorkommen, dass die Perspektive der Eltern eine andere ist als die der Pädagog*innen.
Während die Eltern das Kind vor allem in seinem familiären Umfeld sehen, erleben wir Pädagog*innen es im sozialen Kontext der Gruppe. Diese unterschiedlichen Sichtweisen sind völlig normal, können aber zu unterschiedlichen Einschätzungen führen.
Gerade bei solch emotionalen Themen, die tief mit dem eigenen Kind verbunden sind, braucht es Fingerspitzengefühl und Empathie, um den Eltern Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln.
Hierbei ist es wichtig, die Eltern behutsam zu begleiten, ihnen Einblicke in den schulischen Alltag zu geben und aufzuzeigen, welche Unterstützung für ihr Kind in der Gruppe sinnvoll und notwendig ist.
Austausch im Team:
Die Zusammenarbeit mit anderen Pädagog*innen und Fachkräften kann wertvolle neue Perspektiven und Ideen liefern. Oft ergeben sich im Team kreative und praktikable Lösungsansätze, die sowohl das individuelle Kind als auch die Dynamik der Gruppe entlasten. Gleichzeitig können sich Möglichkeiten eröffnen, ein Kind intensiver zu begleiten und gezielt auf dessen Bedürfnisse einzugehen.
Klare, achtsame Grenzen setzen:
Manchmal ist es notwendig, sowohl einem Kind als auch der Gruppe gegenüber klare Grenzen zu setzen. Diese Grenzen schützen das Wohl der Gemeinschaft und helfen zu verstehen, dass individuelle Freiheit dort endet, wo das Miteinander beeinträchtigt wird.
Gleichzeitig sollten wir als Erwachsene darauf achten, unsere eigenen Herausforderungen nicht auf die Kinder zu übertragen. Je klarer wir in unserer Position sind, desto sicherer und verständnisvoller können wir die Kinder führen. Diese Klarheit gibt den Kindern Orientierung und Sicherheit, ohne sie mit Verantwortungen zu belasten, die sie nicht tragen müssen. Kinder brauchen gerade in solchen Situationen verlässliche Führung.
Unterstützung in schwierigen Zeiten:
Kinder dürfen auch in schwierigen Phasen nicht allein gelassen werden. Sie brauchen weiterhin unsere Begleitung, selbst wenn wir Grenzen setzen müssen. Wichtig ist es, sie in diesen Zeiten achtsam und respektvoll zu unterstützen und zu verstehen, dass Konsequenzen nicht als Strafe verstanden werden sollten, sondern als Mittel, um Orientierung und Sicherheit zu geben.
Externe Unterstützung und Coaching:
Wenn die Herausforderungen zu groß werden, kann es sinnvoll sein, externe Hilfe durch Fachkräfte in Anspruch zu nehmen. Team-Coaching und Supervision kann neue Perspektiven und Lösungsansätze aufzeigen, sowohl für Eltern als auch für Pädagog*innen.
Anerkennung der eigenen Grenzen:
Auch als Pädagog*in ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu erkennen und anzunehmen. Niemand kann alles allein bewältigen, und es ist völlig in Ordnung, Hilfe zu suchen. Selbstfürsorge ist entscheidend, um langfristig den Kindern die bestmögliche Begleitung zu bieten.
Jedes Kind zählt: Grenzen und Chancen in der Montessori-Pädagogik
In der Montessori-Pädagogik ist für jedes Kind Platz, egal ob hochbegabt, neurodivergent oder mit besonderen Vorerkrankungen. Jedes Kind wird als einzigartiges Individuum wahrgenommen und erhält die Möglichkeit, sich entsprechend seiner Stärken und Bedürfnisse zu entwickeln. Dennoch hat die Montessori-Pädagogik auch Grenzen. Es ist wichtig, die Grenzen der Begleitung zu erkennen und zu verstehen, wann zusätzliche Unterstützung notwendig ist.
Diese Einsicht ist zentral, denn sie hilft uns, die Verantwortung für das Wohl des Kindes und der gesamten Gruppe zu wahren. Indem wir sowohl die Vielfalt der Kinder als auch die Notwendigkeit von klaren Grenzen und unterstützenden Maßnahmen anerkennen, schaffen wir ein Umfeld, in dem sich jedes Kind sicher und gefördert fühlen kann. Montessori-Pädagogik bedeutet, die Balance zwischen individueller Förderung und den Grenzen der gemeinsamen Verantwortung zu finden.
- 💚 Montessori erkennt jedes Kind in seiner Einzigartigkeit.
- 💚 Grenzen sind wichtig, um allen Kindern gerecht zu werden.
- 💚 Eine enge, kontinuierliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Pädagog*innen und Eltern ist entscheidend.
- 💚 Externe Unterstützung ist kein Scheitern, sondern immer eine Chance.
- Wir hoffen, dass dir dieser Artikel ein wenig Klarheit schaffen konnte – über die Chancen, aber auch die Grenzen der Montessori-Pädagogik.
Doch Grenzen bedeuten nicht aufzugeben, sondern genau hinzusehen, Lösungen zu finden und Kinder bestmöglich zu begleiten – mit Offenheit, Achtsamkeit und der Bereitschaft, zu lernen.

Unterstützung für Eltern und Pädagog*innen
Wenn du als Elternteil oder Pädagog*in Unterstützung brauchst, können wir dir Saskia Haspel und Christiane Salvenmoser sehr ans Herz legen. Diese beiden erfahrenen Montessori-Pädagoginnen bieten Beratung und Coaching nicht nur für Pädagog*innen und Teams, sondern auch für Eltern an, um dir in herausfordernden Situationen neue Perspektiven zu eröffnen.
Mit über 30 Jahren Erfahrung unterstützen sie Lehrer*innen und Elementar-Pädagog*innen sowie Eltern, die in ihrem Alltag auf Schwierigkeiten stoßen – sei es durch besondere Verhaltensweisen oder spezifische Bedürfnisse der Kinder.
Jede Situation erfordert eine individuelle Betrachtung und passende Unterstützung. Ihr Montessori-Coaching-Ansatz hilft dir, individuelle Lösungen zu finden und das Miteinander zu stärken.
So erreichst du Saskia und Christiane: praxis@montessori.at
© Montessori-Online, Februar 2025