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Dr. Maria Montessori

 

Welche bemerkenswerte Frau war es, die die Erziehung revolutionierte und uns eine völlig neue Perspektive auf das Kind eröffnete? Ohne Zweifel handelt es sich um eine faszinierende Persönlichkeit, die ihrer Zeit weit voraus war. Als eine der ersten Frauen, die Medizin studierte, verkörperte sie nicht nur Durchsetzungsvermögen, Ehrgeiz und Selbstvertrauen, sondern auch einen beeindruckenden Weitblick.

Wie oft mag sie wohl dagesessen haben, vertieft in ihre Beobachtungen und Notizen?
Wie oft wertete sie diese aus, überdachte jenes und probierte Neues?

Ein unermüdlich neugieriger Geist muss in ihr gewohnt haben, der sich von den Herausforderungen zweier Weltkriege nicht entmutigen ließ und unbeirrt seinen Weg verfolgte.

Sie führte das Leben einer Kosmopolitin und nahm unzählige und beschwerliche Reisen auf sich, nur um ihre Methode in ihrer Gesamtheit zu verbreiten. Denn schon damals zeigte sich – wie auch heute – durch ihre experimentelle und wissenschaftliche Herangehensweise deutlich, dass die Montessori-Pädagogik nur funktioniert, wenn diese nicht abgeschwächt oder anders ausgelegt wird.
Maria machte es sich zur Lebensaufgabe, mit Hilfe der Montessori-Pädagogik Frieden auf Erden zu säen, nicht umsonst wurde sie 3 Mal für den Friedensnobelpreis nominiert.

Montessori war zweifellos eine herausragende Figur in der pädagogischen Welt, die mit ihrer innovativen und visionären Arbeit viele Aspekte der Erziehung veränderte. Allerdings ist es auch unbestreitbar, dass einige Ansichten, die sie in ihren historischen Schriften ausdrückte, heute einer kritischen Betrachtung unterliegen. Diese Ansichten sind natürlich nicht im Einklang mit heutigen Werten und dem Prinzip der Diversität.

Bei der Analyse dieser Ansichten ist es wichtig, immer auch den zeitlichen Kontext zu berücksichtigen. Die gesellschaftlichen Normen und Wertvorstellungen haben sich glücklicherweise im Laufe der Zeit gewandelt.
Die kritische Reflexion über diese Aspekte ermöglicht es uns, sowohl ihre bahnbrechenden Beiträge als auch die potenziellen Beschränkungen ihrer Arbeit zu verstehen. Dies fördert eine umfassendere Sicht auf ihre pädagogische Hinterlassenschaft.

 

Wenn wir das Vermächtnis betrachten, das sie durch ihre Pädagogik geschaffen hat, wird deutlich, dass sie Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gibt, in psychischer und physischer Gesundheit heranzuwachsen.

Diese wichtige Erfahrung wird mit einer Selbstverständlichkeit, die auch im Erwachsenenalter bestehen bleibt, über Generationen hinweg weitergegeben.

© Birgit Salvenmoser, 2021

maria montessori

Maria Montessori im Gespräch mit Gustav Czopp

Radiointerview, Niederlande, 31. Oktober 1931

Quelle: Wikimedia

Eine kurze Biografie von Dr. Maria Montessori

 

In einem Elendsviertel von Rom fing alles an.

Die junge Ärztin Maria Montessori gründete in einem Projekt des sozialen Wohnbaus ihr erstes Kinderhaus.

 

Wie kam es dazu?

Maria, 1870 als einziges Kind der gutbürgerlichen Familie Montessori geboren, hatte schon früh ihre Liebe zum Lernen entdeckt. Nach der normalen Schulzeit absolvierte sie ein technisch-naturwissenschaftliches Gymnasium und bemühte sich nach dessen Abschluss um einen Studienplatz in Medizin. Vor allem ihrer Hartnäckigkeit ist es wohl zuzuschreiben, dass sie nach der Überwindung vieler Hindernisse die erste Ärztin Italiens wurde.

Als junge Ärztin kam Maria Montessori zum ersten Mal mit behinderten Kindern in Berührung und begann sich daraufhin mit Pädagogik zu beschäftigen. Die Erfolge, die sie in der Versuchsschule mit ihren Kindern verbuchen konnte, ließen ihr Interesse an pädagogischen Fragen weiter wachsen.
Doch erst einige Jahre später sollte sie Gelegenheit zur Arbeit mit normal begabten Kindern erhalten. Zuerst musste sie sich noch mit der Tatsache auseinandersetzen, dass sie ein uneheliches Kind erwartete, dessen Vater von einer Heirat nichts wissen wollte. Die junge, berühmte Frau entschied sich dafür, ihren Sohn nach der Geburt zu Pflegeeltern zu geben und in ihren angestammten Beruf zurückzukehren. Dieser schmerzlichen Erfahrung verdankte sie wahrscheinlich ihre tiefe Sensibilität für Kinder und deren Bedürfnisse.

1907 bot sich dann eine Gelegenheit: In einem heruntergekommenen Vorort Roms sollte zum Schutz der neuen Bauten eine Einrichtung geschaffen werden, die die vielen herumziehenden Kinder der Arbeiterfamilien betreuen sollte. Und so kam es, dass am 7. Jänner die erste „Casa dei Bambini“ eröffnet wurde

Der Erfolg dieser neuen Art, mit Kindern zu leben und zu arbeiten war so durchschlagend, dass bereits in den nächsten 2 bis 3 Jahren in ganz Italien ähnliche Kinderhäuser gegründet wurden und nur wenige Jahre später in Europa und Amerika eine eigene pädagogische Bewegung entstand. Maria Montessori selbst zog sich aus der Kinderarbeit bald zurück, gab ihren Beruf als Ärztin auf und widmete sich ganz der Erforschung kindlicher Bedürfnisse und der Verbreitung ihrer Lehre. Ab 1936 entwickelte sie ihre Kosmische Erziehung – die Antwort auf die Entwicklungsbedürfnisse und großen Fragen der Schulkinder im Alter von 6 bis 12 Jahren. Gemeinsam mit ihrem Sohn Mario erprobte sie die Kosmische Erziehung in einer Schule in Kodaikanal (Indien) und hielt ihren ersten Kurs für 6 bis 12 Jahre.

kleiner Stammbaum Maria Montessori

Zurück in Europa konnte Mario M. Montessori den ersten Schulkurs erst 1957/58 in London – nach dem Tod seiner Mutter halten. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Diplomausbildung in Kurse für 3 – 6 Jahre (Kinderhaus) und 6 – 12 Jahre (Schule) getrennt. Am Ausbildungsinstitut in Bergamo entwickelte Mario M. Montessori gemeinsam mit Camillo Grazzini die Ausbildung für das Schulalter weiter. Auch in Washington wurde mit Hilfe von Mario M. Montessori eine Schul-Ausbildung aufgebaut.

Durch die politischen Wirrnisse in Europa führte Maria Montessori ein unstetes Leben, das sie in viele Länder und Kontinente führte, wo sie überall Keimzellen ihrer Pädagogik hinterließ. In ihren letzten Lebensjahren widmete sie sich einerseits dem ganz jungen Kind, andererseits intensiv dem Thema Friedenserziehung. Sie war überzeugt davon, dass weitere schreckliche Kriege nur durch ein vollkommen verändertes Bewusstsein verhindert werden können. Dies wollte sie durch ihre Pädagogik erreichen. Dreimal wurde sie für den Friedensnobelpreis nominiert. 1951 hielt sie in Innsbruck ihren letzten internationalen Ausbildungskurs. Ein Jahr danach starb sie fast 82-jährig in Holland. Sie ist am r.k. Friedhof in Nordvijk aan Zee beerdigt

Auf Maria Montessoris Grabstein steht geschrieben:

„Ich bitte die lieben Kinder, die alles können, mit mir zusammen für den Aufbau des Friedens zwischen den Menschen und in der Welt zu arbeiten.“

 

© Christiane Salvenmoser, 1996

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