Ich wünschte mir, dass sie ihr intrinsisches Lernen niemals verlieren und zu selbstbewussten jungen Erwachsenen heranwachsen würden, die in der Lage sind, kluge Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen.
Die Wahl der passenden Betreuungseinrichtung oder Schule schien mir ein entscheidender Schritt auf diesem Weg zu sein.
Aber wie kann man zum Beispiel eine Montessori Schule finden, die wirklich zu den Bedürfnissen und Zielen eines Kindes passt?

Die aufregende zweite Entwicklungsstufe des Kindes

In den Jahren von der Geburt bis hin zum Schuleintritt haben unsere Kinder bereits eine erstaunliche Menge an Wissen und Fähigkeiten erworben.
Sie haben gelernt, sich in ihrer Umwelt zurechtzufinden, Sprache zu entwickeln, soziale Interaktionen zu verstehen und grundlegende mathematische Konzepte zu erfassen.
Doch mit dem Eintritt in die zweite Entwicklungsstufe ändert sich auch vieles.

In der zweiten Entwicklungsstufe, im Alter von 6 bis 12 Jahren, wird der natürliche Fokus verstärkt auf die Entwicklung des logischen Denkens, der mathematischen Konzepte, der Erkundung der Welt um sie herum und der Förderung ihrer sozialen und emotionalen Intelligenz gelegt. Kinder lernen in dieser Entwicklungszeit abstrakte Ideen zu begreifen, Zusammenhänge herzustellen und ihre Gedanken klar auszudrücken.

Jetzt gilt es einen Lernort zu finden, der großen Wert darauflegt, die natürliche Neugier der Kinder zu fördern, der sie ermutigt ihre Interessen zu erkunden, sodass sie ihre Lernwege aktiv mitgestalten können, selbstständig Fragen stellen und ihre eigenen Forschungen betreiben.
Gleichzeitig muss dieser Lernort natürlich auch weiterhin sicherstellen können, dass unsere Kinder in einem Umfeld aufwachsen, in dem sie mit Respekt behandelt werden und gewaltfreie Kommunikation an der Tagesordnung steht.
Dieser Aspekt der Bildung ist von großer Bedeutung, denn nicht nur das Wissen und die Fähigkeiten, sondern auch die sozialen und emotionalen Kompetenzen sind entscheidend für die persönliche Entwicklung unserer Kinder.

Die Frage, die sich hierbei stellt, ist: Gibt es wirklich solche Orte? Und wenn ja, wo finde ich sie?

Wichtig ist allerdings auch zu betonen: jede Schule hat ihre Stärken und Schwächen, und als Eltern ist es eine individuelle Aufgabe, abzuwägen und zu entscheiden, ob eine Einrichtung zur Familie und vor allem zum Kind passt. Daher möchte ich betonen, dass jede Familie ihren eigenen Weg finden muss, der am besten zu ihren Werten, Überzeugungen, finanziellen Möglichkeiten und den Bedürfnissen ihrer Kinder passt.

Eine Montessori-Schule als passende Option

Die Montessori-Pädagogik kann hier eine vielversprechende Option sein. Montessori-Einrichtungen zeichnen sich durch einen pädagogischen Ansatz aus, der sich stark an den individuellen Bedürfnissen und Entwicklungsschritten der Kinder orientiert. Sie bieten eine Lernumgebung, die auf die Förderung der natürlichen Neugier und Eigeninitiative abzielt. Kinder haben hier die Möglichkeit, ihre eigenen Interessen zu erkunden und in ihrem eigenen Tempo zu lernen. Diese Art des Lernens ermöglicht es den Kindern, ein tieferes Verständnis für die Themen zu entwickeln und sich eine lebenslange Freude am Lernen zu bewahren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Montessori-Pädagogik ist die Betonung von sozialen und emotionalen Kompetenzen. Kinder lernen nicht nur in isolierten Lernumgebungen, sondern auch im Rahmen einer Gemeinschaft. Die Zusammenarbeit, Kommunikation, Konfliktlösung und die Fähigkeit zur Empathie werden gefördert. Gewaltfreie Kommunikation und ein respektvoller Umgang miteinander stehen im Fokus.
Dies trägt nicht nur zur Entwicklung eines positiven sozialen Verhaltens bei, sondern auch zur Stärkung des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls der Kinder.

Es ist wichtig zu verstehen, dass jede Schule und Einrichtung ihren eigenen Charakter hat, und nicht jede Montessori-Schule gleich ist. Daher empfehle ich allen Eltern, sich gründlich über die Einrichtungen in ihrer Nähe zu informieren, die Philosophie der Schule zu verstehen und den Austausch mit anderen Eltern zu suchen. Besuche die Schulen am Tag der offenen Tür oder bei einer Hospitation und sprich auch mit den Pädagog:innen der Klasse, um sicherzustellen, dass die Schule tatsächlich zu den Werten und Zielen deiner Familie passt.

Wusstest du, dass der Name „Montessori“ hierzulande leider nicht geschützt ist?

Das bedeutet, dass sich verschiedene Bildungseinrichtungen, Ausbildungen, Spielzeuge und Bücher mit diesem Namen schmücken können, selbst wenn sie nur ein paar Aspekte der Montessori-Pädagogik umsetzen. Diese Situation kann mitunter verwirren und es kann auch herausfordernd sein, zwischen authentischen Montessori-Einrichtungen und Montessori-Inspirierten zu unterscheiden.

Woran erkenne ich den Unterschied zwischen einer Montessori-Schule und einer „montessori-orientierten“ Schule?

Hier sind einige Aspekte, die dir dabei helfen können, die Philosophie und Praxis der beiden Ansätze zu unterscheiden.

Philosophie und Werte:
Eine Montessori-Schule orientiert sich an den grundlegenden Prinzipien der Montessori-Pädagogik und lebt diese im Schulalltag.

Pädagogisches Konzept:
Das pädagogische Konzept der Montessori-Philosophie wird umfassend verstanden und umgesetzt.

Pädagogische Praxis:
Die Lehrkräfte sind speziell in der Montessori-Pädagogik ausgebildet (ÖMG/DMG/AMI) und setzen die Methode in ihrer Arbeit konsequent um.

Lernumgebung:
Die Gestaltung der Lernumgebung folgt den Prinzipien der Montessori-Philosophie und ist an die Bedürfnisse der Kinder angepasst.

Individuelles Lernen:
Die Schule ermöglicht den Kindern individuelles und eigenverantwortliches Lernen entsprechend ihren Interessen und Fähigkeiten.

Dokumentation:
Durch die individuelle Dokumentation verfolgen Lehrkräfte den Lernfortschritt jedes Kindes und entwickeln maßgeschneiderte Lernangebote auf Grundlage der individuellen Stärken und Herausforderungen.

Zusammenarbeit:
Die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Eltern und Kindern wird aktiv gefördert und gestaltet sich auf respektvolle Weise.

Fortbildung:
Die Lehrkräfte sind kontinuierlich in Montessori-Methoden und -Prinzipien geschult und bilden sich stetig fort. (zum Beispiel Fortbildungen von Montessori-Online und der Österreichischen Montessori Akademie)

Mir ist es an dieser Stelle aber auch nochmals wichtig zu betonen, dass auch andere Schulformen ihre eigenen Vorzüge haben können, und die Wahl hängt immer von den individuellen Bedürfnissen und Werten ab.

Die „Schatzkarte“ der Montessori-Schulen
– oder wo finde ich Montessori-Schulen in Österreich?

Eine dieser Möglichkeiten ist die „Schatzkarte“ der Österreichischen Montessori-Gesellschaft.
Diese Auflistung zeigt, welche Bildungseinrichtungen in Österreich das Montessori-Konzept ganzheitlich und authentisch umsetzen. Sie bietet Eltern eine verlässliche Orientierungshilfe bei der Suche nach einer Montessori-Einrichtung für ihre Kinder.
Die Liste wird von der ÖMG regelmäßig aktualisiert und enthält eine Aufzählung von Schulen und Betreuungseinrichtungen, die sich nach den Prinzipien von Maria Montessori richten und sie konsequent in ihrem pädagogischen Alltag umsetzen.
All diese Einrichtungen zeichnen sich durch ihr Engagement für die Montessori-Pädagogik aus.

Sie setzen nicht nur einzelne Elemente der Montessori-Methode um, sondern integrieren das gesamte pädagogische Konzept in ihren Alltag. Dadurch schaffen sie eine Umgebung, in der Kinder die Möglichkeit haben, selbstbestimmt zu lernen, ihre Interessen zu verfolgen und ihre individuellen Fähigkeiten zu entfalten.
Zudem sind die Lehrer:innen speziell ausgebildet, um die Montessori-Pädagogik erfolgreich umzusetzen. Sie verfügen über eine fundierte Ausbildung in der Montessori-Methode und haben ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Entwicklungsphasen der Kinder. Sie sind nicht nur Wissensvermittler:innen, sondern auch liebevolle Begleiter:innen und Unterstützer:innen auf dem individuellen Lernweg jedes Kindes.

Wie du siehst, die Österreichische Montessori-Gesellschaft setzt sich seit jeher dafür ein, dass Eltern eine zuverlässige Orientierung haben, wenn es darum geht, eine Montessori-Einrichtung für ihre Kinder zu finden.
Die „Schatzkarte“ der Montessori-Schulen ist daher ein Instrument, das dazu beiträgt, die Qualität und Authentizität der Montessori-Pädagogik in Österreich zu sichern und zu fördern.

Wichtige Fragen, die uns immer wieder zu Montessori-Schulen gestellt werden

Diese individuelle und tägliche Dokumentation hilft den Pädagog:innen, maßgeschneiderte Darbietungsplanungen und Lernangebote für jedes Kind zu gestalten. Statt ein starres Lehrprogramm zu verfolgen, passen sie die Lernmaterialien und Aktivitäten an die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes an. Dies ermöglicht es den Kindern, in ihrem eigenen Tempo zu lernen und sich in den Bereichen zu vertiefen, die sie am meisten interessieren.
Natürlich kann es sein, dass eine Pädagog:in etwas in der Darbietungsplanung geplant hat, dass dem Kind gerade nicht so zusagt oder es nicht interessiert ist. Dies gilt es dann zu notieren und das Wissensthema oder Material zu einem späteren Zeitpunkt – oder auch über andere Wege schmackhaft zu machen. Dies gehört zu den Künsten der Montessori-Pädagog:innen 😉

Und ja – das ist eine Menge Arbeit!
Montessori-Pädagog:innen schreiben und notieren viel, um sicherzustellen, dass jede:r Schüler:in die bestmögliche individuelle Unterstützung erhält. Oftmals wird dieser Beruf und all seine vielfältigen Aufgaben, Vorbereitungen und Verantwortlichkeiten unterschätzt.

In diesem Sinne ein Dank an alle Pädagog:innen da draußen!
Eure Arbeit prägt die Zukunft unserer Kinder maßgeblich und ist von unschätzbarem Wert!

Kommen wir nun zur zweiten Frage, die sich eigentlich auch recht einfach beantworten lässt.

Warum kosten die meisten Montessori-Schulen Geld?

Während staatliche Schulen in der Regel durch staatliche Mittel finanziert werden und somit für Schüler:innen kostenfrei sind, sieht die Situation bei den meisten Montessori-Schulen anders aus.

Wenn Montessori-Schulen ebenso wie staatliche Schulen, die gleiche finanzielle Unterstützung erhalten würden, müssten Eltern keine Schulgebühren zahlen.

Leider ist dies jedoch nicht der Fall.

Montessori-Schulen sind oft private Einrichtungen und erhalten keine oder nur begrenzte staatliche Fördermittel. Das bedeutet, dass die Kosten für Räumlichkeiten, Personal, Materialien und andere Ressourcen in der Regel von den Eltern aufgebracht werden müssen.
Dies bedeutet keineswegs, dass hinter den Kulissen jemand auf einem Geldberg sitzt wie Dagobert Duck.
Die finanzielle Situation ist komplexer, und die staatlichen Unterstützungen für Montessori-Schulen und Montessori-Einrichtungen fallen nicht gleichwertig aus.

Da die Montessori-Pädagogik großen Wert auf individuelle Betreuung und eine gut vorbereitete Lernumgebung mit speziellen Materialien legt, erfordern all diese Aspekte zusätzliche Ressourcen und Aufwendungen, die durch Schulgebühren gedeckt werden müssen.
Die Eltern tragen somit einen Teil der Kosten, um sicherzustellen, dass ihre Kinder in einer förderlichen und qualitativ hochwertigen Lernumgebung aufwachsen können.

Diese finanzielle Herausforderung bringt viele Eltern an einen Wendepunkt. Stehe ich vor der Wahl, mein Geld in die Bildung und Zukunft meiner Kinder zu investieren und möglicherweise auf andere Dinge wie auf ein Auto und den nächsten Urlaub zu verzichten? Oder fühle ich mich mit dem staatlichen Schulsystem ausreichend zufrieden und sehe keinen Grund, zusätzliche finanzielle Mittel in die Hand zu nehmen?
Es ist eine persönliche Entscheidung, die von vielen Faktoren beeinflusst wird.
Und auch hier sei gesagt – es gibt kein Richtig und kein Falsch.

Egal, für welchen Weg du dich entscheidest, sei stolz darauf, dass du dich aktiv für die Bildung deines Kindes einsetzt.
Indem du dich intensiv mit den Möglichkeiten auseinandersetzt und die besten Bildungswege erkundest, zeigst du dein Engagement und deine Hingabe als Elternteil.
Die Zeit und die Mühe, die du investierst, um die richtige Einrichtung zu finden, sind eine klare Demonstration deiner Liebe und Sorge um das Wohl deines Kindes.

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© Birgit Salvenmoser, August 2023